Geschäfte auf der Waage: Fallbeispiel Palmöl

GESCHÄFTE AUF DER WAAGE RISIKOBEWERTUNG Die Deutsche Bank prüft potenzielle Geschäfte mit Hilfe eines umfangreichen Systems. Vor allem in sensiblen Sektoren werden mögliche Risiken für Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt. Prüfung im Regionale/ 1 Group Reputational Trans- Geschäfts- Divisionale aktion bereich Prüfung Risk Committee Bei Risiken, Endgültige Entscheidung durch das höchste Risikogremium Risiken werden durch Geschäftsbereiche für die in Stufe 1 identifiziert, diese keine abschlies- auf Konzernebene, sofern die vorherigen Stufen zu keiner Entscheidung geführt haben. dabei von Kontroll- sende Bewertung teams unterstützt. erzielt wird Beispiele für risikobehaftete Sektoren Agrarrohstoffe Kohle Wasserkraft Kernkraft Monokulturen/ Palmöl Schutz vor Risiken für Umwelt und Gesellschaft FALLBEISPIEL PALMÖL Der Boom der Palmölindustrie fördert die wirtschaftliche Entwicklung, vor allem der asiatischen Erzeugerländer. Die Herstellung des Öls bringt aber auch ökologische und vor allem soziale Herausforderungen mit sich. Bei ihren Geschäftsaktivitäten in diesem Sektor achtet die Deutsche Bank auf einen nachhaltigen Anbau von Palmöl. Was hat Palmöl mit mir zu tun? Jeder zweite Artikel aus dem Supermarkt enthält Palmöl. Oftmals ist das für den Verbraucher gar nicht zu erkennen. Erst ab Ende 2014 sind die Hersteller laut EU- Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) verpflichtet, auf der Verpackung anzuge- ben, welche Art von pflanzlichem Ôl der Artikel enthält. Palmöl nach Verwendung in % Lebensmittel Margarine, Schokolade, Kuchen, Kekse, Chips, Teig und Brötchen, Suppen, Saucen, Pommes Frites und Fertiggerichte 71% Kosmetik Hautcreme, Seife, Sonnenmilch, Körperlotion, Lippenstift und andere Kosmetikprodukte 24% Energie Rohstoff für die Strom- und Wärmeproduktion und Biokraftstoff 5% Quelle: Süddeutsche Zeitung Wie groß ist der Bedarf? Weltweite Produktion von Palmöl in Mio. Tonnen 55,8 52,0 48,7 46,1 2012/13 2011/12 + 21% 2010/11 In den letzten 2009/10 vier Jahren Die Plantagen bedecken laut World Wide Fund For Nature (WWF) weltweit über zwölf Millionen Hektar – das entspricht der Fläche der beiden größten Bundesländer Bayern und Niedersachsen zusammengenommen. Quelle: www.fao.org Wer produziert – und an wen wird verkauft? Palmöl boomt: Derzeit werden pro Jahr rund 56 Millionen Tonnen erzeugt. Nach Indien ist Europa größter Abnehmer. Importe in Mio. Tonnen Exporte in Mio. Tonnen China Indien 6.589 8.307 EU 6.781 - Malaysia USA 18.524 2.246 Pakistan 1.285 Papua- Neuguinea 564 Thailand 550 Indonesien 20.373 Quelle: United States Department of Agriculture, 2012 * Was sind die Vor- und Nachteile? Die große Nachfrage hat ihren Preis – für den Anbau von Ölpalmen werden immer wieder Wälder gerodet und Torflandschaften trockengelegt – auf Kosten von Klima, Artenvielfalt und indigener Bevölkerung. Geringere CO2- Kompensation Ölpalmen speichern im Effizient Für den gleichen Ertrag brauchen Ölpalmen viel CO2' weniger Anbaufläche als andere Ölpflanzen, Gegensatz zum Regenwald pro Hektar nur 40 statt 300 etwa Raps oder Soja. Tonnen Kohlenstoff. Bei der Brandrodung werden große Mengen CO, freigesetzt. Ressourcenschonend Bedrohung von Umwelt Palmöl als Kraft- und Brenn- und Lebensraum Die Gewinnung von Anbau- flächen führt zu Landraub und Vertreibung indigener Völker und zur Vernichtung stoff schont Erdölvorkom- men. Zudem sinkt die Abhängigkeit von Erdöl, das oft aus politisch instabilen Ländern importiert wird. der Lebensräume von Tieren. Der Einsatz von Her- biziden belastet zusätzlich. Wirtschaftlich bedeutend Arbeitsbedingungen Die meisten einheimischen Plantagenarbeiter erhalten keine Verträge, sind schlecht bezahlt und tragen keine Schutzkleidung In den Erzeugerländern ist Palmöl nicht nur wichtiges Nahrungsmittel. Kleinbauern bestreiten damit ihren Lebens- unterhalt und können durch den Anbau der Armut entkommen. gegen Herbizide. Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Zeit, Spiegel, BBC, Misereor, WWF Wie können die Nachteile reduziert werden? Der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) wurde 2004 vom WWF ins Leben gerufen und eine Zertifizierung nach den Prinzipien und Kriterien des RSPO zählt heute zu den anerkannten Mindeststandards für den Anbau und Vertrieb von Palmöl. Mit- glieder sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOS vor allem Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken. Eine Zertifizierung nach RSPO setzt die Erfüllung von spezifischen Kriterien in den folgenden Bereichen voraus: Neuanpflanzungen Die Palmölproduktion müssen zunächst eine wird überwacht und umfassende Umwelt- Aktionspläne konti- verträglichkeits- nuierlich verbessert prüfung bestehen TM AUSTAINABLE Transparentes Projektmanagement Gesetzliche Richtlinien werden eingehalten RSPO %24 Verantwortungsvoller Betriebsverfahren Umgang mit der sind dokumentiert, Umwelt konsequent umgesetzt und überwacht. Projektmanagement zielt langfristig auf eine wirt- Rücksichtnahme auf Ange- stellte und Gemeinden, die durch Palmölproduktion be- schaftliche und finanzielle einträchtigt werden Tragfähigkeit ab Quelle: RSPO Der Agrarrohstoffpakt bündelt die internationalen Initiativen Consumer Goods Forum (CGF) auf Herstellerseite und der Banking Environment Initiative (BEI) auf Seiten der Finanzinstitute: Banking Consumer Environment Goods Forum Initiative über 400 Unterneh- 10 internationale men aus der Kon- Banken, darunter die sumgüterindustrie Deutsche Bank Agrarrohstoffpakt entwickelt Nachhaltigkeits- bringt wirtschaftliche Interes- sen und Nachhaltigkeits- ziele global in Einklang, Mindestanforderungen an Kre- strategien, z.B. Null-Netto- Abholzung zum Erhalt der Regenwälder ditvergabestandards im Ein- klang mit CGF-Richtlinien. Beim Palmöl liegen RSPO-Kriterien zugrunde. z.B. durch Investitionen in saubere Energiegewinnung Quelle: Deutsche Bank, Consumer Goods Forum, Banking Environment Initiative DER STANDPUNKT DER DEUTSCHEN BANK Wir sind uns der Problematik des Palmölsektors bewusst, erkennen jedoch gleichzeitig seine positive Wirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung in einigen Ländern an. Auch sehen wir derzeit keine adäquaten und umweltschonenden Substitute für Palmöl. Bei Transaktionen im Palmölsektor wenden wir Mindeststandards an: Es muss nachweislich ein Zertifizierungsplan für Plantagen oder Mühlen bestehen, der den Kriterien des RSPO entspricht. Wir engagieren uns in diesem Thema aber über die Forderung nach Erfüllung von Standards hinaus: DEUTSCHE BANK Dialog mit z.B. Nichtregierungsorganisatio- nen, Experten und Forschungs- um die spezifischen Herausforderungen des Palmölsektors besser zu verstehen einrichtungen vor Ort Dialog mit um Strategien zur Nachhaltigkeit der anderen Banken und Palmölproduktion zu entwickeln, z.B. Unternehmen durch Agrarrohstoffpakt Dialog mit um Risiken für Umwelt und Gesell- Kunden aus der Palmölindustrie schaft auszuschließen Bestehen weitere Problemfelder? z.B. unzureichende z.B. fehlende Kontroll- Sind die Leitlinien der Umsetzung der be- systeme in der Lieferkette Deutschen Bank zu stehenden Richtlinien Monokulturen, z.B. die außerhalb des Pro- RSPO-Kriterien, erfüllt? duktionslands Deutsche Bank führt einen Deutsche Bank führt einen Deutsche Bank fordert als Dialog zur Umsetzung Dialog zum Management Mindeststandard nach- neuer Richtlinien der Lieferkette weislich einen RSPO- Zertifizierungsplan Nachhaltigkeitsziele werden zusammen mit den Palmöl- herstellern erarbeitet, kontinuierlich geprüft und verbessert. Die Deutsche Bank schützt sich so nicht nur selbst vor riskanten Geschäften, sondern reduziert auch Risiken für Mensch und Umwelt. © 2014 Deutsche Bank OIL PALM